Bei Münchsreuth handelt es sich um eine ca. 100 Einwohner zählende Ortschaft der ländlich geprägten Klosterdorfgemeinde Speinshart.
In den Jahren 2003 – 2005 haben die Münchsreuther in einer unnachahmlichen Art und Weise das zuletzt über viele Jahre hinweg ungenutzte und immer mehr verfallene ehemalige Hirthaus in Münchsreuth in Eigenregie saniert. Aus einer „unbrauchbaren Immobilie“ ist ein „Haus des Dorfes“ entstanden, das sich für vielfache Nutzung anbietet.
Mit dieser vorbildlichen Gemeinschaftsinitiative wurde Geschichte wieder erlebbar gemacht und für die kommenden Generationen erhalten. Beim Hirthaus handelt es sich nämlich um das ehemalige Armenhaus der Gemeinde Speinshart, das auf königliche Anordnung erbaut worden ist.
1858 wurde das Hirthaus in Münchsreuth in Form von zwei Doppelhaushälften mit aufwendiger Bauweise im Erdgeschoss mit verschiedenen Gewölben (Kappengewölben mit Y-förmigen Gurtbögen und böhmischen Gewölben) gebaut.
Denkmalpflegerisch wird das Gebäude von der im ursprünglichen Zustand erhaltenen Rauchkuchl, dem so genannten mächtigen deutschen Kamin, geprägt.
Das Hirthaus beherbergte in der Zeit von 1920 bis 1940 die letzte große Hirtenfamilie, die Familie Bernhard. Sie hatten acht Kinder, fünf Söhne und drei Töchter. Von den fünf Söhnen fielen vier dem Krieg an der Front zum Opfer.
Die Familie Bernhard hatte ein Grammophon, so dass viele Münchsreuther in deren kleinen Wohn- und Lebensstube (etwa 16 m²) das Tanzen lernten.
Doch auch die anderen Bewohner des ehemaligen Hirthauses, wie z. B. die Familie Johann und Sabine Hader, deren Stube als Wohn- und Lebensstube und zugleich als Schusterei diente, machten aus dem Hirthaus etwas Besonderes.
Denn auch dieser Raum (13,2 m²) war ein beliebter Hutzatreff, insbesondere zum Kartenspielen, was das Hirthaus stets zu einem Dorfmittelpunkt der besonderen Art machte.
Zuletzt bis in die 80er Jahre bewohnten mit Justine Tomm und Walter Schuhmann zwei ehemalige Flüchtlinge die zwei Doppelhaushälften. Nach dem schrecklichen 2. Weltkrieg war das Hirthaus nämlich Zufluchtsort für einige Menschen, die aufgrund des grauenhaften Krieges keine Heimat mehr hatten.
Beim Betreten dieser Stube erwachen bei den älteren Münchsreuthern immer noch große Erinnerungen. Für Sie wird in diesem Haus immer wieder ein Stück Geschichte erlebbar.
Trotzdem gab es auch immer wieder Überlegungen, dieses alte, kleine und heruntergekommene Häuschen abzubrechen. Auf Initiative der Münchsreuther und mit Unterstützung der Dorferneuerung, des Landesamtes für Denkmalpflege und der Gemeinde Speinshart wurde schließlich 2002 entschieden, das Hirthaus zu sanieren und zu einem Haus des Dorfes zu machen. Dies wurde aber nur möglich, weil die Münchsreuther zusicherten, die Sanierung selbst auszuführen.